Zeugen gesucht

Zeugen gesucht

so heißt es oft, wenn ein Unfall passiert ist. Denn es braucht jemand Unabhängigen, der noch einmal schildert, wie es geschehen ist.

Das passierte mir auch vor ein paar Jahren. Ich war mit dem Auto unterwegs – vom Schönenberg aus Richtung Neunheim und fuhr auf die Kreuzung zu. Die Ampel schaltete kurz bevor ich an der Ampel war auf gelb um. Voll in die Bremsen steigen, wollte ich natürlich nicht. Doch als ich über die Kreuzung fahren wollte stand plötzlich ein Auto vor mir geistesgegenwärtig ries ich das Steuer herum. Um das Auto, das auf der Kreuzung stand kam ich herum aber nicht mehr um den Ampelpfosten auf der anderen Seite der Kreuzung. So krachte ich vollstock in die Ampel. Der Unfall war perfekt. 

Zuerst war der Fahrer des Wagens, der auf der Ampel stand geschockt und meinte die Ampelschaltung sei irgendwie defekt, deshalb ist er bei Rot über die Ampel gefahren. So dann aber eigentlich eine klare Sache, wer Verursacher war.

Nur blieb er nicht bei dieser Aussage. Später gab er an, daß die Ampel nicht rot gewesen sei. Zum Glück hat die Polizei nach Zeugen gesucht und es hat sich auch jemand gemeldet, der bezeugte, daß die Ampel rot war und nicht ich der Schuldige war. Sonst wäre ich auf den Kosten für mein defektes Auto sitzen geblieben. 

Ja Zeugen sind etwas Wichtiges. Zeugen gesucht.

Etwas Kurioses ist das ja auch bei einer Hochzeit. Da sind die Zeugen auch sehr wichtig. Es müssen zwei sein. Ich kann einen Stellvertreter zu meiner Hochzeit schicken, muß also selbst nicht anwesend sein. Das geht. Aber ohne Zeugen geht es nicht.

Daher sind Zeugen gesucht. Zeugen sind wichtig.

Wenn wir Ostern feiern, wenn wir Auferstehung feiern, dann sind auch Zeugen wichtig – oder muß ich vielleicht nicht besser sagen Zeuginnen?

Aber eins nach dem anderen. 

Wenn wir die Berichte im neuen Testament in den Evangelien anschauen, dann lesen wir keine Berichte der Auferstehung, sondern Berichte des Auferstandenen. Beziehungsweise von Zeugen der Auferstehung.

In allen Evangelien ist hier der gleiche Grundzug zu erkennen. Anhänger und Anhängerinnen Jesu sind bestürzt über den Tod Jesu und dann sind es die Frauen, die zum Grab gehen wollen und den Leichnam Jesu neu einbalsamieren wollen. Aber sie finden ein leeres Grab vor. Sie finden keinen Leichnam mehr sondern sie begegnen so im Lukasevangelium zwei Engeln. Diese sagen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Diese Botschaft muß sehr überzeugend gewesen sein. So stark, daß die Frauen zurückgehen und davon berichten, so also Zeuginnen der Auferstehung besser gesagt des Auferstandenen werden. 

Zwar ist es bekannt, doch muß es doch immer wieder erwähnt werden, daß zu dieser Zeit Frauen kein Zeugnisrecht hatten. Also Frauen konnten zum Beispiel vor Gericht nichts bezeugen. Was sie sagten war wertlos.

Und doch der Verfasser des Lukasevangeliums berichtet davon. Beschreibt, daß die Frauen etwas besonders erfahren haben. In dieser Perikope weigern sich die Männer aber das noch zu glauben. Sie halten es für Geschwätz.

So im Lukasevangelium. Da wird das Zeugnis der Frauen noch nicht so ganz akzeptiert. Anders im Johannesevangelium. Da ist das Zeugnis der Frauen gesetzt.

Wenn wir der Forschung glauben können und das Johannesevangelium einige Jahre später niedergeschrieben worden, dann ist für mich hier auch eine Entwicklung erkennbar. Frauen sind ganz wichtige Zeuginnen der Auferstehung. Es war nicht mehr möglich sie irgendwie unter den Tisch fallen zu lassen. 

Ja da ist etwas passiert. Da hat sich etwas Besonders ereignet. Menschen haben gespürt: Jesus lebt. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Neue Hoffnung ist da!

Wenn wir Erfahrungen der Auferstehung machen. Des Lebens machen. Wenn wir erleben, daß plötzlich Unmögliches möglich wird, so sind das besondere Hoffnungszeichen von denen wir berichten müssen.

Wenn wir spüren aus dem Tod aus dem Leid entsteht neues Leben, so dürfen wir das nicht für uns behalten.

So schlimm und tragisch der Brand von Notre Dame in Paris ist so kann er auf der anderen Seite zu einem Symbol des Zusammenhaltes und des Neuaufbruchs für Frankreich und für Europa werden.

Daran gilt es zu glauben. Daran gilt es zu arbeiten. Das gilt es zu berichten. Vom Aufbruch, vom Neubeginn, vom Leben. Deshalb gilt: Zeugen gesucht!

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